Hippolyt Hermanus 01 - Vino Criminale by Böckler Michael

Hippolyt Hermanus 01 - Vino Criminale by Böckler Michael

Autor:Böckler, Michael [Böckler, Michael]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-11-02T04:00:00+00:00


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Maresciallo Viberti war wieder einmal ausgesprochen schlecht gelaunt. Vor ihm lag der Faxausdruck des Mittagsmenüs seiner Lieblings-Osteria. Als Antipasti Patè di coniglio e barolo chinato, dann Crema di zucchine mit Mandeln, als Secondo Costata di vitello und zum Dessert Tiramisu allo zabajone ed amaretti. Eine halbe Flasche Barbera* inklusive. Bei ihm würde man sogar bei einer ganzen Flasche ein Auge zudrücken, das wusste er. Viberti nahm das Fax und zerriss es wehmütig in kleine Fetzen. Keine Antipasti, keine Crema di zucchine … Er hatte heute Mittag Bereitschaftsdienst. Der Maresciallo saß am Schreibtisch vor den Telefonen und wartete auf irgendeinen Notruf. Aber nichts geschah, gar nichts. Da hätte er auch zum Essen gehen können. Wenn später doch noch was passieren sollte, dann würde er körperlich geschwächt sein, aufgrund fortgesetzter Mangelernährung nur über ein eingeschränktes Leistungsvermögen verfügen. Aber das war dann nicht seine Schuld, sondern eine unmittelbare Folge dieses menschenunwürdigen Dienstplans.

Um sich zu beschäftigen, schlug Viberti den Ordner mit den Strafanzeigen auf, die er weiterzuleiten hatte. Eine lästige Tätigkeit, die in ihrer Sinnlosigkeit nur dem Hirn eines kranken Bürokraten entsprungen sein konnte. Warum schickte die Verkehrspolizei aus anderen Verwaltungsdistrikten ihre Anzeigen wegen Geschwindigkeitsübertretungen oder Falschparkens nicht direkt an die Fahrzeughalter? Nein, aus irgendeinem unerfindlichen Grund wurden alle Anzeigen aus ganz Italien, die Autofahrer mit Zulassung im Distrikt Alba betrafen, an dieses Büro weitergeleitet und von hier abgewickelt. Eine Art Amtshilfe für die Polizia Stradale. Un caso assurdo! Na egal, war nicht zu ändern.

Er nahm den ersten Beleg. Soso, der Dottore Manotti. Eine Anzeige wegen nächtlichen Falschparkens in einer Straße, die nach seiner Kenntnis in Mailands verrufenstem Rotlichtmilieu lag. Ob er diesen Hinweis als Aktennotiz dazuheften sollte, als schönen Gruß an seine Frau? Viberti grinste hämisch, stempelte den Beleg ab, kopierte ihn für die Ablage und gab ihn in den Postausgang.

Nun, was kommt als Nächstes? Al diàvolo! Diese Tätigkeit war ja heute wesentlich unterhaltsamer als sonst. Da hatte man doch Gianfranco Angelo, diesen alten Casanova, der so einfach seine Familie im Stich ließ, mit überhöhter Geschwindigkeit geblitzt. Viberti kicherte. Je älter, desto schneller. Wo war das gleich passiert? Superstrada 38 von Bozen nach Meran, kurz vor der Ausfahrt Andriano. In seinem roten Alfa Romeo 147. Una bella machina, die hatte er bei seinem Abschied auf Zeit mitgenommen, ebenso wie seine Ausweispapiere und Kreditkarten. Wahrscheinlich fehlten auch die Kondome aus dem Nachtkästchen, schließlich ließ es der gute alte Gianfranco jetzt richtig krachen. Viberti seufzte neidisch. Dann fiel ihm Carlotta ein, jenes von Gianfranco so sträflich vernachlässigte Vollweib in Asti. Was sprach dagegen, sie heute nach Dienstende erneut zu besuchen? So schlecht war der Tag vielleicht gar nicht, nein, falls Carlotta Zeit hatte, dann könnte er sich wirklich nicht beklagen. Und in diesem Fall war es auch besser, dass er sich mittags nicht den Magen voll geschlagen hatte.

Viberti stand auf und machte neben dem Schreibtisch einige Kniebeugen. Was sollte er mit der Anzeige machen? Sie Fabri oder Luciana zustellen? Damit die beiden als Nächstes nach Südtirol fuhren, um wie in Venedig aufgescheucht nach Gianfranco zu



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